E)
Die Prägung der Stadt durch den Bergbau
Das frühere Landschaftsbild ist durch
den Bergbau total verändert worden. Von der Autobahn aus gesehen
fallen sofort
die vielfältigen Anlagen der Zechen und
Kokereien ins Auge, die Fördertürme, Schornsteine,
Kühltürme und Abraum-
halden. Zechenbahnlinien durchschneiden das
Stadtgebiet in allen Himmelsrichtungen. Für einem Fremden sehr
auffällig
sind die auf den ersten Blick sehr eintönig
wirkenden Zechenkolonien. Ein Haus sieht wie das andere aus. Die meisten
dieser alten Häuser wurden zwischen 1900 und
dem 2. Weltkrieg erbaut. Die Fassaden sind oft von Ruß und Staub
schwarz. Ein besonderes Problem bilden die durch den
Kohleabbau hervorgerufenen Bergschäden. Diese Boden-
senkungen wirken sich nachteilig auf Häuser,
Straßennetz,
Kanalisation, Rohrleitungen und fließende Gewässer aus.
Die
Beseitigung ihrer Folgen ist kostspielig und geht zu Lasten der
verursachenden Bergwerksunternehmen. Dies war ein
Grund dafür,
daß die Bergwerksgesellschaften seit jeher versuchten,
möglichst viel Grund und Boden aufzukaufen, der nur
z.T. für
die Schachtanlagen selbst und die Anlage von Siedlungen genutzt
wurde.
Folgende Zahlen verdeutlichen die
Grundbesitzverhältnisse in Bottrop :
|
1927
|
1953
|
1960
|
Bergbau
|
52 %
|
53 %
|
55 %
|
Privatbesitz
|
-
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30 %
|
25 %
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Stadt Bottrop
|
14 %
|
13 %
|
15 %
|
Der Bergbau besitzt also über die Hälfte
des Bottroper Bodens, das ist der höchste Prozentsatz im ganzen
Ruhrgebiet
( zum Vergleich : Wanne-Eickel 38 %, Gelsenkirchen,
Gladbeck und Castrop-Rauxel je 33 % ).
Der Bergbau ist aber nicht nur der größte
Grundbesitzer, sondern auch der größte Arbeitgeber in
Bottrop.
Von der Bottroper Bevölkerung waren im Bergbau
beschäftigt :
1938
|
1947
|
1953
|
1957
|
1958
|
1959
|
1960
|
1961
|
54 %
|
63 %
|
52 %
|
45 %
|
44 %
|
41 %
|
38 %
|
37 %
|
Zum Vergleich :
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1956
|
1958
|
Gelsenkirchen
|
33 %
|
|
Essen
|
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21 %
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Nordrhein-Westfalen
|
|
11 %
|
Bundesrepublik
|
|
6 %
|
Der Einfluß des Bergbaus im Hinblick auf
Bodenbesitz und Anzahl der Beschäftigten geht langsam zurück.
Für die Stadt
ist es sehr schwierig, Ersatzindustrien anzusiedeln,
obwohl die Bergwerksgesellschaften in neuerer Zeit Teile ihres Grund-
besitzes, insbesondere das Gelände
stillgelegter Schachtanlagen, verkaufen oder verpachten. Neue
Industrien benötigen
aber neben einem günstigen Standort geeignete
Arbeitskräfte, die trotz der umfangreichen Zechenstillegungen
knapp
sind. Bei den bisherigen Stillegungen ist
nämlich kaum ein Bergmann arbeitslos geworden. Die älteren
wurden z.T. vorzeitig
pensioniert, die große Masse wurde auf
Nachbaranlagen übernommen, nur ein kleiner Teil der jüngeren
wechselte in
andere Berufe.
Die Förderleistung pro Mann und Schicht steigt
infolge der Vollmechanisierung und ständigen Rationalisierung
stetig an,
während die Zahl der Bergleute stetig abnimmt.
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